Liebe Frau Hamp,
Gerade haben wir Geburtstag gefeiert: Mein wundervoller Traumhund ist sieben geworden. Erst gab's bei scheußlichem Wetter mit Sturm und Starkregen einen Spaziergang am See, was Alena zwar nicht gerade optimal fand, aber als dann allmählich immer mehr Hunde schließlich doch ausgeführt werden mußten, gab's eine ganze Menge Freunde, sogar ihr Liebling Petja, der Alena vom Fenster aus gesehen hatte und entsprechend Rabatz machte, bis er ihr hinterherrennen durfte. Und dann gab's die (absolut uninteressante) Kerze und die Leckerli, wobei das Wiener Würstchen (in Stücke geteilt) natürlich das Verlockendste war. Ob Alena überhaupt gemerkt hat, daß sie in Nullkommanix ein ganzes Würstchen verschlungen hat?
Alena ist einfach meine ganze Wonne, sie ist lieb, verschmust, interessiert, ruhig, ausgesprochen verträglich und einfach überall beliebt. Wenn sie hier in der Siedlung jemanden sieht, dann stellt sie sich einfach hin und wedelt, und wahrscheinlich lacht sie dabei und gleich wird sie gestreichelt. "Oh, die ist ja so weich!" heißt's dann und Alena dreht den Kopf, weil sie ja am Hals noch weicher ist und dann muß ich irgendwann die Leute wieder von diesem unersättlichen Hund befreien. Ich finde es so schön, daß Alena so beliebt ist. Ich kann mich nämlich noch erinnern, daß wir uns mit der jüngeren Tochter vor vielen Jahren einmal ein Cello angeschaut haben, und der Mann war so stolz, daß seine beiden Hunde auf keinen Fall gestreichelt werden wollten. Das fällt mir bei Alenas Liebenswürdigkeit immer ein.
Nach wie vor ist unsere gemeinsame Lieblingsbeschäftigung der Waldspaziergang. Diese Gerüche! Es gibt nichts Schöneres, als wenn es so gut nach Reh riecht! Und wenn es dann auch noch über den Weg springt! Herrlich! Und ich bin so froh, daß ich diese Leidenschaft von Alena so gut in den Griff bekommen habe. Einfach mal irgendwo sitz oder platz machen, weil ich es sage, findet sie ziemlich blöd und langweilig, aber irgendwie wird sie verstanden haben, daß es mir im Wald absolut wichtig ist, daß sie folgt. Da reagiert sie sofort und zuverlässig. Sie wird auch wissen, daß sie nur frei auf den Waldwegen laufen darf, wenn sie perfekt gehorcht. Auch die Eigensuche mache ich weiter jede Woche einmal mit ihr jedesmal wenn ich nach dem Einkaufen heimkomme. Da steht sie schon hinter der Tür und wartet drauf. Und wenn wir ihre Kindergartenfreundin Jeanie treffen, dann bekommen die beiden auch eine freie Suche im Wald, wobei Alena noch nichts vergessen hat: Sie pendelt wie am ersten Tag, macht die Anzeige perfekt und saust und saust. Aber das mache ich nur mit Jeanies Frauchen, weil sie das auch kennt. Übermorgen wird auch Jeanie sieben und am kommenden Wochenende feiern wir noch gemeinsam.
Auch mit Alenas Gesundheit bin ich (toi toi toi) sehr zufrieden. Bis auf die Neigung zu Leckekzemen, die ich aber auch nun kenne und im Griff habe, ist sie eigentlich immer gesund. Als wir das letztemal bei der Impfung waren, war Frau Bergmann wieder richtig zufrieden über den gesunden, lebhaften (Leckerli inder Tierarztpraxis!) Hund: "So ein glücklicher Hund!" Einen Schreck hat sie uns allerdings vor fast genau einem Jahr, d.h. eine Woche nach dem 6. Geburtstag eingejagt. Wir waren am See, Alena springt auch mal in's Schilf und windet sich durch'sGebüsch, was sie sehr gern tut und wogegen ich in dieser Jahreszeit auch nichts habe, denn brütende Wasservögel gibt's nicht mehr. Dann pfeife ich ihr mit einer Pfeife, auf die sie immer kommt. Aber Alena kommt nicht. Ich sehe sie durch die Zweige, sie scheint mich auch anzuschauen, aber warum kommt sie nicht? Sie macht den sehr sonderbaren Eindruck, als hätte sie Angst vor mir, es ist rätselhaft. Schließlich kommt sie doch, irgendwie leicht irritiert, spielt aber sogar mit den anderen Hunden weiter, wir gehen dann heim und beim Füßeabwaschen stimmt irgendetwas nicht, Alena verhält sich anders als sonst. Und dann fängt sie an zu torkeln, scheint ihre Hinterbeine nicht mehr normal setzen zu können, ist bei der Berührung am Rücken überaus empfindlich. Nein, es stimmt überhaupt nicht mit ihr. Ich fahre sofort zur Tierärztin, die vollkommen entsetzt ist. Die Helferin fragt: "Ist sie blind?" was mich wirklich in Panik versetzt. Frau Bergmann meint, jeder Hund schüttelt den Kopf bei bestimmten Berührungen, Alena hätte etwas Neurologisches. Also auf nach Haar in die Neurologische Klinik, die ich von Benni kannte. Aber ohne Navi und ohne Karte schaffe ich das nicht, ich verfahre mich hoffnungslos und fahre schließlich völlig frustriert zurück und in die Tierklinik nach Weilheim. Inzwischen hat Alena (die gern Auto fährt) die ganze Zeit geschlafen, macht einen noch leicht benommenen Eindruck und steht in der Wartehalle so stoisch da, daß die anderen Hundebsitzer der Ansicht sind, Alena wäre aber wunderbar relaxed. Jedenfalls wird dann alles untersucht vom Ultraschall bis zum Röntgen, aber gefunden wird nichts. Es wird eher auf eine Wirbelsäulenverrenkung getippt. Hat sie zufällig genau in dem Moment, als ich ihr pfiff, einen schlimmen Hexenschuß gehabt? Und hat sie den dann auf die Pfeife und damit auf mich bezogen? Niemand weiß es. Jedenfalls bekam sie dann eine Schmerzspritze und Schmerztabletten für die nächsten zwei Wochen. Natürlich gab's nur sehr gemäßigte Spaziergänge an der Leine, kein Stromern durchs Gebüsch, kein Springen, was sie aber erstaunlicherweise von Anfang an nicht gerne tat. Aber dann war wieder alles wie weggeblasen, nur manchmal kommt es mir so vor, als wäre
das rechte Hinterbein etwas wacklig. Aber dann wird wieder ihr
ausgesprochen schöner, eleganter, schwingender Gang bewundert, was meine
Ängste dann wieder verscheucht.
Die nächsten Tage darf sie jedenfalls nicht in's Gebüsch springen, die Erinnerung ist zu stark da. Jetzt haben Sie aber wieder einen langen "Roman" zu lesen. Ich bin Ihnen halt jeden Tag dankbar, daß Sie mir vor fast sieben Jahren damals die Alena gegeben haben.
Sehr liebe Grüße, auch von Alena, Ihre Eva Bruckmoser